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Exkursion in die Kreisstadt Heide.
Trotz schlechten Wetters ließen sich 12 Mitglieder des Vereins für Brunsbütteler Geschichte nicht davon abhalten, am 24.09.2022 eine Exkursion nach Heide durchzuführen. Dort fanden die Teilnehmer in Thomas Giesenhagen einen ausgezeichneten Führer durch einen Teil der Stadt.
Vor Beginn des Rundgangs führte Herr Giesenhagen in den historischen Beginn und die weitere Entwicklung der Stadt ein.
Die erste Besiedlung fand auf einem vorgezogenen Geestsporn rund um die heutige Fläche des nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichteten Marktplatzes statt. Heide unterscheidet sich von den umliegenden Orten in zwei wichtigen Punkten: Es ist viel jünger, da es erst im 15. Jahrhundert entstand, und es ist nicht landwirtschaftlich, sondern durch Kaufleute und Handwerker geprägt. Grund dafür war die Gewerbefreiheit, die man mit den Fürsten nach der Unterwerfung im Anschluss an die letzte Fehde 1559 ausgehandelt hatte. Seitdem spielten kommerzielle Belange immer eine sehr wichtige Rolle in der Stadt. Ein Beispiel dafür ist der Abriss des alten, barocken Rathauses 1960, obwohl es unter Denkmalschutz stand, denn es sollte ein besserer Zugang zum Markplatz geschaffen werden. Verwaltungsmäßig wurde das Land hinter den Häuserreihen ursprünglich in 4 Feldgemeinschaften, die Eggen eingeteilt.
Dithmarschen besaß in der Vergangenheit durch die Gewerbefreiheit und freie Berufswahl einen großen Vorteil. Die vorteilhafteste Möglichkeit sich niederzulassen, war ein Gewerbe als Schuhmacher anzumelden. Es gab in Heide über 130 Schuhmacher, weil es für diese Berufsgruppe eine Kasse gab, aus der Kranke und Witwen unterstützt wurden. Diese war wie eine Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit. Für viele war aber die Schuhmacherei nicht der Hauptberuf. Häufig arbeiteten sie als Brauknechte und Brennereiknechte.
Es gab für einen Ort dieser Größe viele Brauereien und Schnapsbrennereien. Bier war früher ein wichtiges Nahrungsmittel, da es aufgrund des Produktionsprozesses weniger verunreinigt war als Trinkwasser. Deshalb tranken damals schon Kinder Bier. In vielen Gebäuden rund um den Marktplatz waren früher Brauereien oder Brennereien untergebracht.
Die anschließende Tour führte zu Fuß von der St. Jürgen Kirche zur Straße Markt, von dort aus am Rathaus vorbei in die Speichergasse.
Danach ging es weiter in die Süderstraße, wo an der Ecke zur Louisenstraße über eine ehemalige Schlachterei im „Heider Eiskeller“ informiert wurde. Die Louisenstraße trug nicht immer diesen Namen, denn als in Heide die Pest ausbrach, war es die Peststraße, an deren Ende die Verstorbenen in einer großen Grube beerdigt wurden. Vorbei am ältesten Haus der Stadt spazierte die Gruppe zur Nordseite des Marktplatzes, wobei Herr Giesenhagen die Historie zu fast jedem Gebäude und dessen Eigentümer erzählte. Aufgrund der Gewerbefreiheit ließen sich auch von außerhalb, z.B. Kaufleute aus dem Badischen in Heide nieder.
In der Rosenstraße an der Zufahrt zum Betriebshof der Polizei erfuhren die Teilnehmer, dass dort einmal ein Zucker- und Schokoladenfabrikant sein Gewerbe ausübte. Es war die Zeit, in der Zucker ausschließlich aus Zuckerrohr aus der Karibik gewonnen wurde.
Am Eingang zum Schuhmacherort erläuterte der Stadtführer an einem Haus die Bedeutung der hölzernen Giebelfassade, die für eine Luftzufuhr zur Trocknung von Torf, aber auch von Getreide diente. In der Bildmitte typisches historisches Gebäude mit Holzgiebel zum Lüften der Lagerbestände.
Während des Mittagessens im „Restaurant am Wasserturm“ überreichte der 1. Vorsitzende des Vereins zum Dank an Herrn Giesenhagen noch einige Postkarten mit historischen Ansichten Heides zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die aus dem Nachlass seiner Großeltern aus Büsum stammten. Unter anderem eine Fotografie einer Mühle, deren Standort sich einmal gegenüber dem Restaurant befand.
Am Nachmittag fuhr die Gruppe noch zur Dusenddüwelswarft, wo Thomas Giesenhagen am Informationspavillon noch einige historische Begebenheiten zur Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500 richtigstellte. Am eigentlichen Denkmal, dessen Einweihung exakt 500 Jahre nach diesem Ereignis stattfand, trennte der Stadtführer historische Wahrheiten von der Verklärung durch den aufkommenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts, besonders aber durch die Blut- und Bodenpolitik des Dritten Reiches. Thomas Giesenhagen äußerte sich auch kritisch zu dem am Tage zuvor in der DLZ veröffentlichten Text über neue Vermutungen zur genauen Lage der Schanze, an der die Dithmarscher sich dem fürstlichen Heer entgegenstellten.
Den Abschluss des Tages bildete eine Kaffeetafel mit vielen Gesprächen im Meldorfer Domcafe‘, bevor man sich gegen 17:30 Uhr voneinander verabschiedete.
Text und Fotos: Andreas Jacob, Klaus Schlichting