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Exkursion nach Wewelsfleth
Nachdem die Gruppe gegen 10:00 Uhr vormittags dort eintraf, unternahm sie einen Spaziergang durch die Straße “Deichreihe”. Wewelsfleth ist ein Dorf, dessen dicht an dicht stehende Häuser auf dem Deich bis in die 1950er Jahre gleichzeitig einen Schutz bei Überflutungen bildeten. Viele Gebäude weisen vor den etwas zurückliegenden Hauseingängen noch Schlitze für Verschlussbalken auf, die bei Sturmflut eingesetzt wurden. Anhand mitgebrachter Fotografien unterstrich Gerhard Wehling eindrucksvoll, wie in der Vergangenheit an einigen Örtlichkeiten das Gelände gegenüber der Deichreihe bei hohen Wasserständen überflutet war und die wenigen dort stehenden Häuser sich wie auf einer Hallig präsentierten.
Bei diesem Rundgang erfuhren die Teilnehmer, dass im Ort einmal 22 Gastwirtschaften vorhanden waren, denn Wewelsfleth war in der Vergangenheit ein beliebter Ausflugsort, der von den Hamburger Einwohnern mit Ausflugsdampfern angelaufen wurde. Wie ein Bild aus vergangenen Tagen gab sich die Szenerie, als man sich dem Schuster näherte, der mit seiner Arbeitsschürze bekleidet vor seinem Haus mit der Werkstatt saß. Auch die Bäume vor den Häusern boten ein idyllisches Bild. Immer wieder ließ sich die Verbundenheit der Bewohner mit dem Schiffbau und der Seefahrt an den Gebäuden ablesen, sei es durch Schrifttafeln, Schiffsmodelle in den Fenstern und einiges mehr. Zu jedem Haus gab es Informationen zu den jeweiligen Bewohnern zu hören. Bedauerlicher Weise konnte die ehemalige Kirchspielsvogtei, in dem Günter Grass eine Zeit lang lebte und arbeitete, wegen notwendiger Instandsetzungsarbeiten nicht besichtigt werden. Ein Abstecher zu dem kleinen Yachthafen mit dem Wohnmobilstellplatz, in dessen Nähe sich die ehemalige Fährstelle über die Stör befand, durfte nicht fehlen.
Das anschließende Mittagessen fand im Glückstädter Restaurant “Kleiner Heinrich” statt.
Danach besichtigte man den Wewelsflether Friedhof mit einigen schönen, alten Grabsteinen und die in der Mitte des Gottesackers stehende Kirche. Diese stammt aus dem Jahr 1503 und hieß bis zur Reformation “Willihardus-Kirche” nach dem Friesen-Missionar und späteren Bischof Willehard. Danach wurde sie der Dreieinigkeit geweiht und Trinitatis-Kirche genannt. 1592 ist sie durch einen Anbau erweitert worden, wodurch sie ihre Winkelform erhielt. Die Kirche wurde 1883 zum 400. Geburtstag Martin Luthers restauriert; eine umfassende Erneuerung fand 1964 unter der Leitung des Kirchen- und Kunstmalers Hermann Wehrmann aus Glückstadt statt. Die letzte Restauration hat man anlässlich ihres 500. Geburtstages im Jahr 2003 vorgenommen. Der achteckige hölzerne Glockenturm stammt aus dem Jahre 1817 und ist 29 m hoch. Der erste Glockenturm wurde zum 100. Jubiläum der Kirche errichtet und war fast 60 m hoch. Im Jahr 1648 fiel er einem Sturm zum Opfer.
Der Altar ist gegen Ende des 17. Jahrhunderts von der Tischler-, Schnitzer- und Steinmetzfamilie Holtmeier in Wewelsfleth angefertigt worden. Reiche spätbarocke Verzierungen, Blätter, Ranken und Blumen umrahmen drei Bilder: Golgatha, Abendmahl und Gethsemane. Auf vier seitlichen Sockeln stehen die vier Evangelisten. An der Spitze ist Jesus Christus mit der Siegesfahne dargestellt. Hinter dem Altar befindet sich eine Empore, der sogenannte “Knechtechor”, den der Kirchspielvogt Peter Hellmann 1725 stiftete. Das war der Platz für die Knechte und Mägde, die sich keine eigene Bank im Kirchenschiff leisten konnten. In der Balustrade befinden sich vier schwarze Säulen wovon drei mit einem goldenen Engel versehen sind. Dies ist der Hinweis des Stifters auf seine vier Töchter von denen zu der Zeit drei verstorben waren.
Eine Besonderheit ist das hölzerne, gemalte Epitaph für den Marschhauptmann Henning Wulf (auch “Hennike Wulf”) aus dem 15. Jahrhundert. Wulf führte 1472 einen Aufstand gegen den dänischen König, musste fliehen und ist in Dithmarschen erschlagen worden. Das Volk feierte ihn als Helden. Eine alte Überlieferung berichtet, dass Christian I. von Dänemark ihn gezwungen habe, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Diese Szene ist dargestellt, weshalb das Gemälde auch “Wewelsflether Tell” genannt wird.
Die gusseiserne Taufe stammt aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, ebenso wie die Orgel, die Marcussen in Apenrade gebaut hat. Die Generalüberholung mit der technischen Verbesserung führte 1996 die Hamburger Firma Hoffmann durch, die Kosten übernahm die Peterswerft Wewelsfleth zu 100% anläßlich ihres 125-jährigen Firmenjubiläums.
Den Abschluss bildete eine Kaffeetafel, die im Garten von Gerhard Wehling stattfand, ein Angebot, das dankbar angenommen wurde. Der Dank richtet sich auch an die Organisatorin Petra Hahnkamm und an die Lebensgefährtin des 1. Vorsitzenden, die am Vortag den mitgebrachten Kuchen gebacken hat.