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75. Jubiläum des Vereins für Brunsbütteler Geschichte
Am Sonntag, dem 12.11.2023 feierte der Verein für Brunsbütteler Geschichte seinen 75. Geburtstag im Hotel „Zur Traube“ in Brunsbüttel-Ort. Der Vorsitzende Klaus Schlichting konnte über 60 Mitglieder und Gäste begrüßen, darunter Bürgermeister Martin Schmedtje, Bürgervorsteher Michael Kunkowski, Pastor Lempelius von der Jakobuskirche in Brunsbüttel-Ort und die stellvertretende Vorsitzende der Kirchengemeinderates Brunsbüttel, Frau Dagmar Delventhal. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Gitarrenduo Uwe Eschner und Axel Meyer mit Werken aus unterschiedlichen Epochen.
In seinem Grußwort würdigte Bürgermeister Schmedtje das ehrenamtliche Wirken der VfBG zum Wohle der Stadt. Die Wertschätzung dieser Arbeit durch die Stadt komme auch darin zum Ausdruck, dass die Stadt sich an den Druckkosten der Vereinszeitschrift Kleine Brunsbütteler Spuren beteiligt. Er lobte besonders die umfangreiche Sonderausgabe zum 50. Jahrestag des Zusammenschlusses der Stadt Brunsbüttelkoog mit der Kirchspielslandgemeinde Brunsbüttel zur neuen Stadt Brunsbüttel, die 2020 erschien. Als Beispiel der guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Verein führte er die langjährige gemeinsame Trägerschaft des Heimatmuseums an, bis dieses an die Volkshochschule übertragen wurde. Auch die Tatsache, dass mehrere Bürgermeister Vorsitzende des Vereins waren, zeige das gute Verhältnis zwischen Stadt und Verein. Um sich an diesen Amtsvorgängern ein Beispiel zu nehmen, erklärte Bürgermeister Schmedtje vor der Festgesellschaft seinen Beitritt zum Geschichtsverein. Zum Schluss seines Grußwortes überreichte er dem Vereinsvorsitzenden einen Scheck.
Anschließend beglückwünschte Pastor Lempelius den Verein zu 75 Jahren Erforschung der Geschichte Brunsbüttels. Das Wissen über die Vergangenheit sei wichtig, denn in der Erinnerung liege das Geheimnis der Erlösung. Er wies darauf hin, dass einer seiner Vorgänger, der damalige Pastor Heinrich, 1948 einer der Mitgründer des Geschichtsvereins und dessen erster Vorsitzender gewesen war. Zum Schluss wünschte er dem Verein alles Gute für die zukünftige Arbeit.
Frau Delventhal überbrachte anschließend die Grüße der evangelischen Kirche und die Glückwünsche des Kirchengemeinderates. Sie wies darauf hin, dass die Gründung des Vereins 1948 am St. Martinstag stattfand und lobte, dass es Menschen gibt, die sich um die Erforschung der Geschichte kümmern. Zum Schluss erwähnte sie, dass die evangelische Kirche Brunsbüttel Mitglied des Vereins ist, und sie selbst will dem Verein nun auch beitreten.
Nach einem musikalischen Intermezzo des Gitarrenduos Eschner/Meyer ging der zweite Vorsitzende Gerhard Moormann auf die Anfänge des Vereins ein. Er stellte seinen Ausführungen ein Wort des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl voran: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ Diese Feststellung passe auch für die Erforschung der Heimatgeschichte. Die Lage Brunsbüttels biete ein reichhaltiges Betätigungsfeld für Heimatforscher. Als erstes Beispiel dieser Arbeit führte er das Buch des Brunsbütteler Pastors C.W.Wolff an Aus Brunsbüttels vergangenen Tagen, das 1873 erschien. In den 1920er Jahren war es dann der neu gegründete Museumsverein, der begann, Zeugnisse der Brunsbütteler Geschichte zusammenzutragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Pastor Heinrich und Wilhelm Johnsen schon vor Gründung des Vereins für Brunsbütteler Geschichte in Sachen Heimatgeschichte aktiv, als sie eine Denkschrift an den Kreis Süderdithmarschen verfassten, in der sie die Herausgabe einer Heimatchronik forderten. Folgerichtig erteilte der Verein gleich nach seiner Gründung Wilhelm Johnsen den Auftrag, eine Chronik Brunsbüttels zu schreiben. Als erstes Zwischenergebnis erschien von ihm das Buch Das schöne Brunsbüttel. Um die Drucklegung zu finanzieren, wurde bei den Vereinsmitgliedern ein Darlehen in Höhe von 3.500 DM aufgenommen, das nach Erschienen des Buches schnell zurückgezahlt werden konnte, da viele Exemplare verkauft wurden. Der Vortragende beendete seinen Rückblick mit einem Hinweis auf die vom langjährigen Mitglied Hinrich Vollmert verfasste neue Chronik von Westerbüttel und Ohlen. Zum Schluss ermunterte er die Anwesenden, sich an der Erforschung der Geschichte Brunsbüttels zu beteiligen.
Nach einer weiteren musikalischen Einlage der beiden Gitarristen hielt Frau Katja Thode, die neue Vorsitzende des Vereins für Dithmarscher Landeskunde und Mitarbeiterin im Dithmarscher Landesmuseum Meldorf, den Festvortrag. Darin ging es um Dithmarschen um 1900 anhand der Fotos von Thomas Backens. Dieser hatte bei seinem Tode 1925 über 2000 Fotos hinterlassen, die jetzt im Besitz des Dithmarscher Landesmuseum sind, und zwar als Glasplatten-Negative, die mit einer Plattenkamera aufgenommen wurden. Zunächst erläuterte Frau Thode, wie mit solch einer Kamera fotografiert wurde, bei der Belichtungszeiten von bis zu 25 Sekunden erforderlich waren. Dann zeigte sie Fotos aus verschiedenen Lebensbereichen aus ganz Süderdithmarschen, z.B. vom Kanalbau, aus der Landwirtschaft, aus größeren Orten wie Meldorf und Marne und aus dem Bereich Freizeitgestaltung. Dabei betonte sie, dass es sich lohnt, bei den Fotos in den Hintergrund zu gucken. Um das zu veranschaulichen, vergrößerte sie Details aus den Fotos, aus denen sie Informationen über wirtschaftliche und soziale Sachverhalte herleitete. So zeigte sie z.B. in einer der vergrößerten Ausschnitte ein Kind in einem langen Kleid, bei dem es sich zur Überraschung der Anwesenden nicht um ein Mädchen, sondern um einen Jungen handelte. Als Erklärung sagte Frau Thode, dass damals auch Jungen bis zum Alter von etwa sechs Jahren Kleider trugen, damit man sie schneller auf die Toilette setzen konnte, wenn es mal dringend war. So erhielt die Festgemeinde anhand der vergrößerten Details aus den Fotos viele interessante Informationen über das Leben damals.
Am Ende ihres Vortrags überreichte Frau Thode dem Vorsitzenden die gerahmte Vergrößerung eines der gezeigten Fotos als Geschenk zum Geburtstag des Vereins. Klaus Schlichting bedankte sich für den Vortrag mit Süßigkeiten aus Brunsbütteler Produktion und einer Flasche Wein.
Mit einem letzten Musikstück des Gitarrenduos klang der offizielle Teil der Jubiläumsfeier aus und die Festgesellschaft konnte sich an einem Imbiss laben. Nach dessen Ende überreichte der Vorsitzende Klaus Schlichting allen Gästen ein Exemplar der druckfrischen neuen Vereinschronik zum 75-jährigen Bestehen des Vereins für Brunsbütteler Geschichte, deren Zustandekommen ganz wesentlich das Verdienst des Vorsitzenden ist.
Andreas Jacob, 12.11.2023